Edmund Roider war zwölf Jahre lang Pösinger Bürgermeister – An Ruhestand ist nicht zu denken.

Von Alexander Laube

Dass Edmund Roider am Abend mit einem Mann von der Zeitung bei einem Waldquell-Pils auf der Terrasse sitzt und über seine Amtszeit plaudert, ist selbst in entschleunigten Zeiten wie diesen ein ungewöhnlicher Termin für den Pösinger Bürgermeister. Normalerweise würde er um diese Zeit Amtsgeschäfte erledigen. Denn die Tage, an denen er nicht für die Gemeinde im Einsatz war, kann der 58-Jährige nach zwölf Jahren tatsächlich an wenigen Fingern abzählen. Roider war Gemeindeoberhaupt mit Leib und Seele – und allen Vor- und Nachteilen, die das Amt mit sich bringt.

Edmund Roider 7Foto: Bastian Schreiner, www.mittelbayerische.de

Roider kann mit Fug und Recht behaupten, dass ihm die Kommunalpolitik in die Wiege gelegt wurde. Urgroßvater und Großvater waren ebenfalls Bürgermeister, der Vater 18 Jahre im Gemeinderat aktiv. „Von klein auf ist bei uns politisiert worden“, erinnert er sich. Auch Edmund Roiders politische Karriere begann mit dem Einzug in den Gemeinderat 2005 als Nachrücker. Zu dieser Zeit war er bereits vielfach ehrenamtlich im Dorf engagiert, ein richtiger Vereinsmeier, wie er selbst sagt. Schon mit 16 Jahren Schriftführer bei der Feuerwehr, dann aktives Mitglied, Atemschutzträger, Ausbilder, zudem Fußballer bei FSV. Dennoch kam für ihn 2006 die Anfrage überraschend, ob er nicht als Bürgermeister im Wahljahr 2008 kandidieren würde. „Das war eigentlich nie geplant“, beteuert er. Er ließ sich nach reiflicher Überlegung auf die Kandidatur ein, schaffte es in die Stichwahl und dabei mit 51,29 Prozent auf den Chefsessel im Rathaus.

Von Anfang an viele Aufgaben übernommen.

„Man müsste nicht, aber wenn man sich von Anfang an um alles annimmt, ist man für alles zuständig“, sagt Roider rückblickend auf den Beginn seiner Amtszeit. Gerade in einem kleinen Dorf wie Pösing ist der kürzeste Weg für Anliegen zum Bürgermeister. Schnell mal per Mail, Telefon oder neuerdings WhatsApp – oder über den Gartenzaun, wenn Roider gerade zufällig auf der Terrasse sitzt. Er ist die Art von Bürgermeister, den man kontaktiert, wenn die Straßenlaterne vor dem eigenen Haus defekt ist oder wenn der Mülleimer am Badeweiher überquillt. Um für Ordnung zu sorgen, mäht er regelmäßig das Grün am Bahnhofsvorplatz und wenn es sein muss, schreibt er auch so manchen Pressebericht gleich selbst. Umso mehr ärgert es den 58-Jährigen, wenn er sich mit unverschämten Anrufen herumschlagen muss, die seine Hilfsbereitschaft ausnutzen.

Für eine kleine Gemeinde wie Pösing eine ist, ist die Liste an Maßnahmen, die in Roiders Amtszeit fielen, erstaunlich lang. Mit dem Bau der Kinderkrippe 2011 nahm die Gemeinde eine Vorreiterrolle im Landkreis ein. Noch bevor in anderen Kommunen über die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung diskutiert wurde, war sie in Pösing bereits realisiert. Heute besuchen rund 80 Kinder die Einheit aus Krippe und Kindergarten. Eine jüngst genehmigte Nutzungsänderung für einen Raum im Pfarrheim unterstreicht die weiterhin hohe Nachfrage nach Betreuungsplätzen. Die Sanierung des heruntergekommenen Gemeindehauses mit gutem Fördersatz und der Ausbau des Badeweihers waren weitere Projekte – letzteres ein besonderes Anliegen des Bürgermeisters, der selbst ordentlich Hand angelegt hat.

Ebenfalls 2011 stand die Erschließung des Baugebietes Ziegelhütte II/Hartwiese auf der Agenda. Noch immer wurmt Roider, dass der dritte Abschnitt nicht so verwirklicht werden konnte, wie ursprünglich vorgesehen. Er habe das „niemals für möglich gehalten“, dass im Vorfeld besprochene, jedoch nicht notariell fixierte Absprachen doch nicht umgesetzt wurden. Eine endgültige Abrechnung des Baugebietes ist deshalb bis heute nicht erfolgt. Auch die Schulschließung im Jahr 2012 bezeichnet Roider als Tiefschlag in seiner Amtszeit. Die gute Zusammenarbeit mit dem Markt Stamsried – auch über der Schulsektor hinaus – ließ den Bürgermeister leichter über den Verlust hinwegkommen.

Ein hartnäckiger Verfechter der Pösinger Bahnstation

Das alte Schulhaus wird nun anderweitig genutzt, denn bereits 2015 startete die energetische Sanierung der Mehrzweckhalle mit Rück- und Umbau der Schule. Edmund Roider bezeichnet die Fertigstellung aus zweierlei Gründen als Meilenstein. Zum einen, weil das Gebäude den Bürgern künftig für Treffen und Veranstaltungen offen steht. Zum anderen, weil es wohl kaum eine Gemeinde gibt, die ohne Schulstandort noch eine Mehrzweckhalle vorhalten kann. Ganz nebenbei wurden Kindergarten, Feuerwehr und Lehrerwohnhaus an eine Nahwärmeversorgung gekoppelt. „Da bin ich schon stolz drauf“, sagt der Bürgermeister über das Gesamtprojekt, das mit der Gestaltung der Außenanlagen 2020 und 2021 den letzten Schliff bekommen soll. Darum wird sich dann der neue Gemeinderat annehmen, ebenso wie um die Ausweisung des Baugebietes „An der Brückl-Seign“. Die Kanalsanierung und die Ertüchtigung der Kläranlage sind weitere Maßnahmen, die der bisherige Rat angestoßen und somit eine Marschrichtung für das neue Gremium vorgegeben hat.

Immer ein Auge hat Edmund Roider auf den Bahnverkehr direkt vor seinem Garten. So eine Haltestelle werde ja schnell in Frage gestellt, wenn die Nutzung zu Wünschen übrig lässt. Gerade in dieser Hinsicht braucht sich der 58-Jährige nicht vorwerfen lassen, nicht tätig geworden zu sein. Als Pendler, der die Bahn täglich nutzt, hat er sich mittlerweile den Ruf eines kritischen, aber auch konstruktiven Bahnfahrers erarbeitet. Er scheut sich nicht, auf Probleme öffentlich hinzuweisen und, wenn nötig, dafür höchste Stellen einzubeziehen. Für Pösing sei die Haltestelle „unwahrscheinlich wichtig“, auch weil Schüler Richtung Cham und Roding eine unkomplizierte Verbindung zu weiterführenden Schulen haben. Um die Bahn noch attraktiver zu machen, gestaltete die Gemeinde unlängst einen Pendlerparkplatz. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, betont der Bürgermeister.

Die tägliche einstündige Fahrzeit nach Regensburg und wieder zurück lässt Roider übrigens nicht ungenutzt verstreichen. Er informiert sich in der Tageszeitung über das aktuelle Geschehen und erledigt Gemeindeaufgaben. Für die Zeitungslektüre wird ihm ab dem 1. Mai mehr Zeit bleiben. Denn als Bürgermeister endet zwar sein Dienst, seinen Beruf in der Rechtsabteilung im Landesamt für Finanzen wird der 58-Jährige aber wieder in Vollzeit ausüben. An Ruhestand ist also vorerst nicht zu denken.

Mehr Zeit für Familie und Ehrenamt

Dafür bleibt Roider, so hofft er zumindest, mehr Zeit für andere Dinge, die während seiner Amtszeit auf der Strecke blieben. Die Familie zum Beispiel. Im Nachhinein bedauert es der dreifache Vater, nur wenig Zeit für seine Kinder und Gattin Erika gefunden zu haben. Das möchte er nun aufholen. Aber auch in Haus und Garten blieb einiges liegen, was jetzt angepackt werden soll. Und dann sind da noch Roiders zahlreiche Ehrenämter. CSU-Ortsvorsitzender, OGV-Vorsitzender, kommissarischer Vorsitzender der MMC. „Und weitere Aufgaben warten“, hält er sich noch bedeckt, was bei der VdK-Ortsgruppe auf ihn zukommen wird. Ferner ist er Mitglied in allen örtlichen Vereinen – außer beim Frauenbund versteht sich.

Eines seiner Ziele beim Amtsantritt war es, das Ehrenamt zu stärken und als Vorbild voranzugehen. Sicher habe er in manchen Fällen übereifrig agiert, überlegt Roider, der sich selbst als Perfektionist sieht. Dass er mit seiner Amtszeit ein Ausrufezeichen gesetzt hat, ist aber unbestritten. Von Roiders Arbeitspensum und dem Einsatz für seine Gemeinde können sich Bürgermeister manch anderer Kommune sicher eine Scheibe abschneiden.

Quelle: Chamer Zeitung, www.chamer-zeitung.de

 

 

 

 

   
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